Lage
Land: | Deutschland |
Bundesland: | Niedersachsen |
Landkreis: | Goslar |
Ort: | 38640 Goslar |
Geographische Lage: | 51.905885°, 10.428832° |
Google Maps OpenStreetMap OpenTopoMap Burgenatlas |
Beschreibung
Die Anfänge der Befestigung sind unklar. Legendenhaft wird von einem befestigten Lager bereits zur Zeit der Ungarnkriege im 10. Jahrhundert berichtet, auch über die Ausdehnung von eventuellen Vorläufern der heutigen Befestigung ist nichts bekannt. Urkundlich erwähnt ist ein mit Erdwällen und Holzplanken befestigtes Goslar erstmalig 1073 während der Sachsenkriege, sowie 1181 ein Burgum außerhalb des Pfalzbezirks im Bereich zwischen Vititor und Kloster Neuwerk (Rosentor), ebenfalls ohne genauer definierte Abgrenzung.
Urkundliche Belege, die Aufschlüsse über den genaueren Verlauf einer Stadtmauer erlauben, finden sich erst ab dem 13. Jahrhundert, in dem die ummauerte Stadt offensichtlich bereits komplett die heute noch sichtbare Ausdehnung hatte. Die mittelalterliche Stadtmauer war in ihrer letzten Ausgbaustufe Anfang des 16. Jahrhunderts bis zu 10m hoch, ca. 1,5 m stark, mit einem überdachten, schiefergedeckten Wehrgang, zu dem ca. 180 aufgesetzte kleine Mauertürmchen gehörten, dazu mehrere runde oder halbrunde steinerne Türme. In und aus der Stadt führten 4 Haupttore (Breites Tor, Klaustor, Vititor, Rosentor, ursprünglich mit jeweils einer Kapelle des Schutzheiligen (St. Bartholomäus bzw. St. Daniel, St. Nicolaus, St. Vitus, Sta. Maria) über der Tordurchfahrt), ein paar kleinere Tore und Durchlässe, Mauertürme, sowie ein vorgelagerter Graben. Dazu kam in der Mauer die Absicherung der Durchflüsse der Gose in und aus der Stadt, die beiden soganannten Wasserlöcher. Eine Landwehr mit Warten diente als Sicherung im weiteren Vorfeld der Stadt.
Aufgrund des damaligen Reichtums und der Bedeutung Goslars wegen des umfangreichen Silber-und Kupferbergbaus im Rammelsberg einerseits, und des für die Stadt bedrohlichen Fortschritts der Waffen- und Belagerungstechnik andererseits, wurde die Stadtbefestigung vom Ende des 15. Jahrhunderts bis 1519 massiv auf den damals neuesten Stand ausgebaut: ein der Stadtmauer vorgelagerter Wall, davor ein weiterer breiter und teils flutbarer Graben und auf dessen Außenseite eine Feldmauer. Wall und die Vortore vor den wichtigsten Toren wurden mit ein paar mächtigen runden, geschützbewehrten Türmen verstärkt, von denen der Batterieturm „Zwinger“ mit 6,5m Wandstärke zu den imposantesten derartigen Bauwerken des frühen 16. Jahrhunderts in Deutschland zählt.
Die lukrativen Bergrechte am Rammelsberg lagen eigentlich beim Herzog von Braunschweig, waren allerdings als Pfand 1296 an Goslar gelangt. 1527 entschloß sich der Herzog, dieses Pfand durch Zahlung wieder einzulösen, was Goslars Wirtschaft bedrohte und zu einem bis 1552 anhaltenden Konflikt führte, in den auch das Reich einbezogen war und der zeitweise sogar zur Ächtung der Stadt Goslar führte. Eine herzogliche Belagerung 1527 konnte die Stadt dank ihrer guten Befestigung noch abweisen, sah sich aber veranlaßt, ihre Verteidigungsanlagen 1537-1546 zu erneut zu modernisieren und weiter zu verstärken (u.a. Installation von beschussichereren Kasematten zur Verteidigung der Wallgräben). 1552 griff der Herzog die Stadt trotz kaiserlichen Schutzbriefes für die Goslar an, das sich mangels Vorbereitung ergeben mußte und im folgenden Friedensvertrag endgültig seine Einkünfte aus dem Bergbau verlor. Seitdem war die hochverschuldete Stadt nicht mehr in der Lage, in weitere umfangreichere Modernisierungen der Befestigungsanlagen zu investieren, die aber immerhin 1626 noch ausreichten, einen Angriff durch Herzog Christian scheitern zu lassen. Goslars erhaltene, teils imposante Befestigungsteile dokumentieren daher den Stand der Befestigungstechnik bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts.
Ab Ende des 18., vor allem jedoch im 19. Jahrhundert, folgte der Abbruch der meisten Toranlagen sowie großer Teile der Mauer, die Einebnung von Teilen von Wall und Gräben bzw. die Umnutzung des äußeren Grabens auf der Nordseite als Eisenbahntrasse und anderswo als Grünanlagen oder Straßentrassen, da Goslar in dieser Zeit nach langer Stagnation wieder deutlich anwuchs – nicht zuletzt ab 1842 als Kräuter-Heilbad und dann als beliebter Alterssitz wohlhabender Pensionäre aus ganz Deutschland, die nicht zuletzt auch ein schrittweises Umdenken im Umgang mit den Zeugnissen der großen Vergangenheit der Stadt förderten, wenn auch teilweise im romantisch-historisierenden Stil der damaligen Zeit.
Erhalten:
Große Teile der mittelalterlichen Stadtmauer (allerdings nur ausnahmsweise in voller Höhe) samt einzelner Mauertürme (teils nur als Stümpfe) und Teile von Toranlagen (Breites Tor, geringere Reste des Rosentors), sowie Teile des vorgelagerten Walls, der Gräben und der äußeren Feldmauer, Kasemattenreste. Imposant insbesondere die noch erhaltenen Teile des Breiten Tores im Osten, sowie der vorgelagerte Geschützturm „Zwinger“ auf dem Thomaswall samt dort in der Parkanlage noch gut erkennbar der breite Wallgraben mit Feldmauer auf der Südseite der Stadt. Entlang noch vorhandener Befestigungsreste läßt sich insbesondere auf der Südostseite zwischen Breitem Tor und dem Batterieturm Zwinger wahlweise auf der Mauerinnenseite (nicht mehr volle Mauerhöhe) oder außen durch die Wallanlagen spazieren, oder im Südwesten auf einem überwiegend lauschigen Fußweg meist auf der Mauerinnenseite zwischen Kaiserpfalz und Papenturm, ggf. außen um den imposanten Wehrmauerteil des Frankenberger Klosters weiter auf einem stillen Weg an Mauerresten entlang nach auf der Südwestseite Richtung verschwundenem Schweineturm.
Urkundliche Belege, die Aufschlüsse über den genaueren Verlauf einer Stadtmauer erlauben, finden sich erst ab dem 13. Jahrhundert, in dem die ummauerte Stadt offensichtlich bereits komplett die heute noch sichtbare Ausdehnung hatte. Die mittelalterliche Stadtmauer war in ihrer letzten Ausgbaustufe Anfang des 16. Jahrhunderts bis zu 10m hoch, ca. 1,5 m stark, mit einem überdachten, schiefergedeckten Wehrgang, zu dem ca. 180 aufgesetzte kleine Mauertürmchen gehörten, dazu mehrere runde oder halbrunde steinerne Türme. In und aus der Stadt führten 4 Haupttore (Breites Tor, Klaustor, Vititor, Rosentor, ursprünglich mit jeweils einer Kapelle des Schutzheiligen (St. Bartholomäus bzw. St. Daniel, St. Nicolaus, St. Vitus, Sta. Maria) über der Tordurchfahrt), ein paar kleinere Tore und Durchlässe, Mauertürme, sowie ein vorgelagerter Graben. Dazu kam in der Mauer die Absicherung der Durchflüsse der Gose in und aus der Stadt, die beiden soganannten Wasserlöcher. Eine Landwehr mit Warten diente als Sicherung im weiteren Vorfeld der Stadt.
Aufgrund des damaligen Reichtums und der Bedeutung Goslars wegen des umfangreichen Silber-und Kupferbergbaus im Rammelsberg einerseits, und des für die Stadt bedrohlichen Fortschritts der Waffen- und Belagerungstechnik andererseits, wurde die Stadtbefestigung vom Ende des 15. Jahrhunderts bis 1519 massiv auf den damals neuesten Stand ausgebaut: ein der Stadtmauer vorgelagerter Wall, davor ein weiterer breiter und teils flutbarer Graben und auf dessen Außenseite eine Feldmauer. Wall und die Vortore vor den wichtigsten Toren wurden mit ein paar mächtigen runden, geschützbewehrten Türmen verstärkt, von denen der Batterieturm „Zwinger“ mit 6,5m Wandstärke zu den imposantesten derartigen Bauwerken des frühen 16. Jahrhunderts in Deutschland zählt.
Die lukrativen Bergrechte am Rammelsberg lagen eigentlich beim Herzog von Braunschweig, waren allerdings als Pfand 1296 an Goslar gelangt. 1527 entschloß sich der Herzog, dieses Pfand durch Zahlung wieder einzulösen, was Goslars Wirtschaft bedrohte und zu einem bis 1552 anhaltenden Konflikt führte, in den auch das Reich einbezogen war und der zeitweise sogar zur Ächtung der Stadt Goslar führte. Eine herzogliche Belagerung 1527 konnte die Stadt dank ihrer guten Befestigung noch abweisen, sah sich aber veranlaßt, ihre Verteidigungsanlagen 1537-1546 zu erneut zu modernisieren und weiter zu verstärken (u.a. Installation von beschussichereren Kasematten zur Verteidigung der Wallgräben). 1552 griff der Herzog die Stadt trotz kaiserlichen Schutzbriefes für die Goslar an, das sich mangels Vorbereitung ergeben mußte und im folgenden Friedensvertrag endgültig seine Einkünfte aus dem Bergbau verlor. Seitdem war die hochverschuldete Stadt nicht mehr in der Lage, in weitere umfangreichere Modernisierungen der Befestigungsanlagen zu investieren, die aber immerhin 1626 noch ausreichten, einen Angriff durch Herzog Christian scheitern zu lassen. Goslars erhaltene, teils imposante Befestigungsteile dokumentieren daher den Stand der Befestigungstechnik bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts.
Ab Ende des 18., vor allem jedoch im 19. Jahrhundert, folgte der Abbruch der meisten Toranlagen sowie großer Teile der Mauer, die Einebnung von Teilen von Wall und Gräben bzw. die Umnutzung des äußeren Grabens auf der Nordseite als Eisenbahntrasse und anderswo als Grünanlagen oder Straßentrassen, da Goslar in dieser Zeit nach langer Stagnation wieder deutlich anwuchs – nicht zuletzt ab 1842 als Kräuter-Heilbad und dann als beliebter Alterssitz wohlhabender Pensionäre aus ganz Deutschland, die nicht zuletzt auch ein schrittweises Umdenken im Umgang mit den Zeugnissen der großen Vergangenheit der Stadt förderten, wenn auch teilweise im romantisch-historisierenden Stil der damaligen Zeit.
Erhalten:
Große Teile der mittelalterlichen Stadtmauer (allerdings nur ausnahmsweise in voller Höhe) samt einzelner Mauertürme (teils nur als Stümpfe) und Teile von Toranlagen (Breites Tor, geringere Reste des Rosentors), sowie Teile des vorgelagerten Walls, der Gräben und der äußeren Feldmauer, Kasemattenreste. Imposant insbesondere die noch erhaltenen Teile des Breiten Tores im Osten, sowie der vorgelagerte Geschützturm „Zwinger“ auf dem Thomaswall samt dort in der Parkanlage noch gut erkennbar der breite Wallgraben mit Feldmauer auf der Südseite der Stadt. Entlang noch vorhandener Befestigungsreste läßt sich insbesondere auf der Südostseite zwischen Breitem Tor und dem Batterieturm Zwinger wahlweise auf der Mauerinnenseite (nicht mehr volle Mauerhöhe) oder außen durch die Wallanlagen spazieren, oder im Südwesten auf einem überwiegend lauschigen Fußweg meist auf der Mauerinnenseite zwischen Kaiserpfalz und Papenturm, ggf. außen um den imposanten Wehrmauerteil des Frankenberger Klosters weiter auf einem stillen Weg an Mauerresten entlang nach auf der Südwestseite Richtung verschwundenem Schweineturm.
Tore und Türme der Stadtbefestigung
Historie
10. Jh. | eventuell erste Befestigungen eines „Goselare“ (Lager an der Gose) während der Ungarnkriege |
---|---|
1073 | Erwähnung von Goslar als mit Erdwall und Holzplanken befestigt, Ausdehnung unklar |
1181 | Erwähnung eines befestigten Burgus neben dem Pfalzbezirk, genaue Abgrenzung unklar |
13. Jh. | urkundlich erkennbar ist eine steinerne Stadtbefestigung mit vier Haupttoren (Breites Tor, Klaustor, Vititor, Rosentor), Stadtmauer |
spätes 15. Jh.–1519 | starker Ausbau der Goslarer Befestigung durch zusätzlichen Wall und Graben als Reaktion auf Raubrittertum und Entwicklung der Feuerwaffen |
1527 | der Herzog von Braunschweig löst die seit 1296 verpfändeten Bergrechte am Rammelsberg wieder aus, womit Goslar zeitweise eine seiner wichtigsten Reichtumsquellen verliert und ein teurer, jahrzehntelanger Konflikt entsteht |
1527 | Abwehr eines herzoglichen Angriffs auf Goslar |
1537–1546 | Bedingt durch Konflikt mit dem Herzog von Braunschweig und dem Reich letzte umfassende Modernisierung und Verstärkung der Befestigungen |
1552 | Goslar muß sich einem überraschenden Überfall des Herzogs von Braunschweig ergeben und verliert im Friedensschluß endgültig seine Einnahmen aus dem Bergbau. Als Folge keine weitere Modernisierung der Befestigungsanlagen |
1626 | Die vorhandenen Befestigungen reichen aus |
1632–1635 | Goslar schwedisch besetzt, mit lang anhaltenden wirtschaftlichen Folgen |
1728 | eine Feuersbrunst zerstört große Teile der Wehrgänge und teils auch der Mauern, anschließend vereinfachte Wiederherstellung |
1765 | der Stadtrat beschließt die Schleifung der Festungsanlagen |
1780 | Erneut schädigt ein Stadtbrand große Teile der Stadtmauer |
1788 | der Stadtrat beschließt |
Ansichten
Objekte im Umkreis von 5 Kilometern
Quellen und Literatur
Griep, Hans-Günther: Goslar - Die Befestigungsanlagen, Goslar 1992 |