Ab Mitte des 14. Jahrhunderts entstandene und im 15. Jahrhundert zu einer komplexen Anlage ausgebaute Höhenburg des regional bedeutend gewordenen Geschlechtes der Nußberger, deren Ausgangssitz die südlich in Sichtweite gelegenene Burgruine Altnußberg war. Kern der Burg ist der mächtige Wohnturm, dessen Mauerwerk noch in voller Höhe erhalten ist und dessen Mauerkranz über eine innen eingefügte, überdachte Holztreppe zugänglich und rundum begehbar ist. Obwohl der einstige Innenausbau des Wohnturmes verschwunden ist, vermittelt das erhaltene Mauerwerk zusammen mit den Rekonstruktionszeichnungen auf der Informationstafel einen sehr guten Eindruck von einer solchen mächtigen und zugleich im Inneren einst wohl düsteren und überwiegend kalten Wehranlage.
Erhalten:
Mächtiger Wohnturm mit seinen Außenmauern in voller Höhe, Teile der nördlichen Wehrmauer mit einem letzten Schalenturm, Burgkapelle (noch genutzt). Weitere Reste eines Turms sind im Mauerwerk von Anwesen Neunußberg 3 enthalten. Die ehemalige umfangreiche Vorburg ist bis auf die Kapelle und sehr geringe Mauerreste ansonsten oberirdisch weitgehend verschwunden und teils überbaut.
Kapelle
Quelle: Kurpfalzbilder.de, cc-by-sa 3.0 (aus Wikipedia) Patrozinium: St. Michael Schlosskapelle St. Michael am Fuß des Wohnturms, von Albrecht dem Nußberger nach 1350 erbaut, 1716 verlängert und vermutlich auch erhöht, kleiner Turm an der Nordseite mit barocken Zwiebelhelm
Unterteil aus der Gründungszeit (14. Jh.), obere Geschosse im 16. Jh. umgestaltet oder hinzugefügt mit größeren Fenstern, insgesamt fünf Stockwerke im erhaltenen steinernen Teil. Kragsteine ganz oben am Turm deuten auf ein vermutliches weiteres Stockwerk aus Holz hin, das über die Turmmauer nach außen hinausragte.
Bau der Kernburg mit dem Wohnturm und umgebender Wehrmauer durch Konrad den Nussberger, der von der benachbarten Burg Nussberg (ab da Altnussberg) stammte
1350
Stiftung der Burgkapelle samt Kaplanstelle durch Konrad dem Nußberger
ab 1360
mit dem Aufstieg der Nussberger (u.a. herzoglicher Marschall für Niederbayern) Ausbau der Burg
1468
Beteiligung der Nussberger von Altnussberg und Neunussberg am Böckleraufstand gegen den bayerischen Herzog, Sieg des Herzogs. Im Gegensatz zu Altnussberg wird Neunussberg allerdings nicht zerstört
1469/70
wegen der Niederlage im Böcklerkrieg Enteignung von Warmund und Konrad Nußberger durch bayerischen Herzog gegen eine geringe Entschädigung: bei Warmund eine jährliche Rente, Konrad erhält das ebenfalls vom Herzog als Folge des Aufstandes beschlagnahmte, viel kleinere Schloss Linden . Die Burg und große Teile der Herrschaft Neunussberg gehen an das bayerische Herzoghaus. Mehrfacher Besitzerwechsel der Burg und der Herrschaft Neunussberg in den folgenden Jahrzehnten.
1564
die Burg brennt nach Blitzschlag großenteils ab und wird nicht wieder aufgebaut, stattdessen Bau des kleinen Schlosses Zum Haus nördlich unterhalb der Burg als der geschrumpften Herrschaft angemessenem und zeitgemäßem Sitz
1569
Das Lehen fällt mangels Erben an das Herzogtum Bayern zurück, das jedoch kein Interesse an der Ruine hat. Die Burg verfällt in der Folge, teils als Steinbruch genutzt, teils Weiternutzung einzelner Gebäudereste für Landwirtschaft, verschiedene Besitzer. Lediglich die Burgkapelle wird weiter erhalten und genutzt.
1716
Ausbau und Umgestaltung der Burgkapelle (Verlängerung
1848
Ende der Herrschaft Neunussberg
1855
Verkauf des Grundbesitzes der Herrschaft an verschiedene Käufer
darunter auch das Burggelände.2. Hälfte 19. Jh.Durch
Erweiterungsbaumaßnahmen um einen verfallenen weiteren Burgturm entsteht das landwirtschaftliche Anwesen Neunussberg 3 auf Teilen des ehemaligen Burgareals westlich der Wohnturmruine, heute als Gruppen-Ferienhaus genutzt.
1889
Verkauf der Kernburg mit der Wohnturmruine an den Waldverein Viechtach (heute Bayerischer Wald-Verein)
1938
Einbau der überdachten Treppe auf die Mauerkrone des Wohnturms als dauerhafterer Nachfolgerin einer ersten ungeschützten Treppe
1939
Beginn umfangreicherer Erhaltungsmaßnahmen an der Ruineseit
1968
Burgfestspiele zur Geschichte des Böcklerkriegs um Neunussberg mit Freilichtbühne im Burggelände
2010
Ehemaliger Stall des Anwesens Neunussberg 3 auf dem Burggelände wird zu privater Ausstellung zur Orts- und Heimatgeschichte umgestaltet
Ansichten
Albert Speelman
Andreas Umbreit
Andreas Umbreit
Andreas Umbreit
Andreas Umbreit
Andreas Umbreit
Andreas Umbreit
Andreas Umbreit
Andreas Umbreit
Andreas Umbreit
Andreas Umbreit
Andreas Umbreit
Objekte im Umkreis von 5 Kilometern
Name
Ort
Art
Distanz (km)
Bild
Schloss Neunußberg
Viechtach-Neunußberg
0.27
Kirchhofbefestigung Schönau
Viechtach-Schönau
1.45
Burg Altnussberg
Geiersthal-Altnussberg
3.07
Burg Blossersberg
Viechtach-Blossersberg
3.52
Quellen und Literatur
Bosl, Dr. Karl (Hrsg.): Bayern. Handbuch der historischen Stätten Deutschlands 7, 3. Aufl., Stuttgart 1981
Werner, Günther T.: Burgen, Schlösser und Ruinen im Bayerischen Wald, Regensburg 1979