Stadtbefestigung Göttingen

ehemalige Stadtbefestigung in Göttingen

Stadtbefestigung Göttingen

Bild: Kupferstich von Matthäus Merian, 1641

Lage
Land:Deutschland
Bundesland:Niedersachsen
Landkreis:Göttingen
Ort:37073 Göttingen
Geographische Lage:51.532823°,   9.935137°
Google Maps OpenStreetMap OpenTopoMap Burgenatlas

Beschreibung
Mauerbering (Kalkbruchsteine) um die Marktsiedlung sowie Nikolai-Viertel und Burgbereich. Das “Alte Dorf (Gutingi)” und die Mühlen lagen außerhalb dieser inneren Stadtbefestigung. Zugang zur Stadt durch vier Stadttore (Groner Tor, Weender Tor Albanitor und Geismartor) mit Tortürmen. Die Mauer war etwa 4 m hoch und bis zu 1,5 m stark. Weitere 15 Stadtmauertürme und vier Bergfriede dienten als zusätzliche Sicherung, im Besonderen an der östlichen Stadtgrenze. Westlicher Schutz hauptsächlich durch ein Sumpfgebiet (Masch) und den Fluss Leine (heute nicht korrekt als ´Leinekanal´ bezeichnet). Die außerhalb liegenden Mühlen waren über Pforten (Düsteres Tor, Mühlenpforte) erreichbar. Weitere Pforten führten zum Dorf Rosdorf (Rosdorfer Tor) sowie zum Dorf Nikolausberg (Nikolaitor). Letztere lag zwar im Nordosten, hatte aber keinen Zugang zum dortigen Burgbereich.

Das Alte Dorf wurde erst nachträglich durch eine separate Stadtmauer einbezogen, die sich im Süden an die innere Befestigung anschloss und durch vier Türme verstärkt wurde. Die herzogliche Neustadt hatte lediglich um die Kommende (Deutsch-Ritterorden) eine Mauer. Zugang erfolgte über das Marientor.

Auf Anweisung von Herzog Ernst von Braunschweig-Göttingen wurde die Befestigung durch Wallanlagen und Stadtgraben im 14. Jahrhundert verstärkt. Diese äußere Stadtbefestigung schloss nunmehr die oben genannten Bereiche und Mühlen mit ein. Der Stadtgraben war geflutet, der Stadtwall durch bis zu 9 m hohe Futtermauern mit Schießscharten und Zinnen sowie 30 Bollwerken gesichert. Zu diesen führten gleichzeitig mit dem Wall errichtete, gemauerte Mauerdurchgänge. Diese tunnelartigen Wallgänge waren etwa 2 m hoch und 2 m breit und hatten eine Mauerstärke von bis zu 1 m. Im 16. Jahrhundert erfolgte der Ausbau zur barocken Festung durch Schanzen, Lünetten und Ravelins. Nach Entfestigung erfolgte eine Neugestaltung der äußeren Stadttore (Torpfeiler mit Wappen-Löwen).

Erhalten:
Vereinzelte Mauerreste der inneren Befestigung, einzig erhaltener Stadtmauerturm “Turm gegen St. Clawes” mit längerem Mauerzug in der Turmstraße sowie Torturm des Marientores zur Neustadt. Nahezu komplett erhaltener Stadtwall der äußeren Befestigung als Naherholungsgebiet. Bis auf das “Bollwerk an der Nodilienmühle (Bismarckhäuschen)” sind die Bollwerke abgebrochen und deren Standorte lediglich an den noch zahlreich vorhandenen Walldurchgängen erkennbar. Vom Stadtgraben erhalten ist nur der sog. Schwänchenteich. Hier sind besonders der auf Grund des Höhenunterschiedes zwischen Groner Tor und Geismartor erforderliche Damm mit Fragmenten eines Bollwerkes sowie die Schießscharten in der Wallmauer ersichtlich.

Daten

ursprüngliche Anzahl Tore4
erhaltene Anzahl Tore1
Erhaltungsgrad


Tore und Türme der Stadtbefestigung
NameArtBild
Bollwerk Nr. 3 vom Weender Tor nach dem St. NikolaitorBollwerk
Bollwerk hinter der NodilienmühleBollwerk
Dammbollwerkteilweise erhaltenes Bollwerk
Pulverturmverschwundener Stadtmauerturm
Turm gegen St. ClawesStadtmauerturm
Turm auf der Windmühleteilweise erhaltener Stadtmauerturm
Inneres Albanitorverschwundenes Stadttor
Äußeres Albanitorverschwundenes Stadttor
Inneres Geismartorverschwundenes Stadttor
Mittleres Geismartorverschwundenes Stadttor
Äußeres Geismartorverschwundenes Stadttor
Inneres Groner Torverschwundenes Stadttor
Äußeres Groner Torverschwundenes Stadttor
Rosdorfer Torverschwundenes Stadttor
Inneres Weender Torverschwundenes Stadttor
Äußeres Weender Torverschwundenes Stadttor
Nicolaitorverschwundenes Stadttor
Mühlenpforteverschwundene Pforte
MarientorStadttor
Düsteres Torverschwundenes Stadttor

Historische Ansichten

Kupferstich von Matthäus Merian, 1641


Historie
Mitte 13.Jh.erbaut
953 (Dorf “Gutingi”)
1251erwähnt
1292 („intra/extra muros“)
1290Gründung der herzoglichen Neustadt
1318Mauer um Ordenshaus des Deutsch-Ritterorden genehmigt
1362Beginn der Neubefestigung (Stadtwall)
1418–1423Befestigung des Alten Dorfes
1533–1577Modernisierung durch Schanzen, Lünetten und Ravelins
1715Stadt Göttingen wird zur Festung
1751Errichtung der ersten Göttinger Sternwarte auf einem Turm der Stadtmauer
1757Instandsetzung der Festungswerke und Anlage von 16 neuen Lünetten
1762Ursprünglich geplante Sprengung des Walls aus Kostengründen aufgegeben
1765Lindenbepflanzung des kompletten Walles als Naherholungsgebiet
1774Beginn der Entfestigung
bis 1780Abbau der Ravelins und der Stadttore
ab 1792Austrocknung Stadtgraben
1878Abtragen des Walls zwischen Theaterplatz und Albanikirche
1878–1900Neuzeitliche Straßendurchbrüche
1895Abtragen des Walls zwischen Geismartor und Nikolaistraße

Ansichten

 Mario Klein

 Mario Klein

 Mario Klein

 Mario Klein

 Mario Klein

 Mario Klein

 Mario Klein

 Mario Klein

 Mario Klein

 Mario Klein


Objekte im Umkreis von 5 Kilometern
NameOrtArtDistanz
(km)
Bild
Hardenberger Hof (Göttingen)GöttingenHardenberger0.38
Burg Bolruz (Göttingen)GöttingenBurg0.45
Warte DreckwarteGöttingen-GeismarWarte2.52
Burg GronaGöttingen-HagenbergBurg2.57
HainbergswarteGöttingenHainbergswarte"2.59
Warte Rosdorf (Wartberg)RosdorfWarte4.68
Diemardener WarteGleichen-DiemardenDiemardener4.92

Quellen und Literatur
  Biller, Thomas:  Die mittelalterlichen Stadtbefestigungen - Ein Handbuch, Darmstadt 2016
  Fahlbusch, Otto:  Die Topographie der Stadt Göttingen, Göttingen 1952
  Möller, Hans-Herbert / Rüttgerodt-Riechmann,  Ilse, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt (Hrsg.):  Baudenkmale in Niedersachsen 5.1, Wiesbaden 1982
  Sailer, F.:  Historisch-Topographischer Stadtplan um 1720, Göttingen 1983
  Schütte, Sven:  Zur früheren Stadtbefestigung Göttingens, Hildesheim 1987
  Chronik der Stadt Göttingen, Stadtarchiv
  Hinweistafeln an den Objekten

1 Comment

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    Danke für Ihre wundervolle Zusammenstellung . Bin über die Suche nach Göttinger Straßennamen / Tore der Stadt Göttingen auf Ihre Seite gestoßen . Befaße mich selber mit Göttinger Straße. HP : https://alte-strassen-in-goettingen.hpage.com/ mfg Klaus Wenzel