Spornburg, zusammen mit Schloss Tarasp die wichtigste Burganlage im Unterengadin. Archäologisch ist eine erste Burg auf dem Burghügel ab dem 10. Jahrhundert nachgewiesen, deren ursprünglicher Turm sich auf dem höchsten Punkt befand. Auf diese erste Befestigung geht noch ein Mauerfragment im Vorburgbereich zurück. Der älteste Teil der heutigen Burgruine ist der Bergfried aus dem frühen 13. Jahrhundert und die Reste der östlich an den ehemals dreigeschossigen Südtrakt angrenzenden Schildmauer, sowie Teile des Südtraktes. #D#ie anderen Burgteile entstanden bis ins frühe 16. Jahrhundert, einschließlich der südlich vorgelagerten Vorburg. Bemerkenswert ist die westlich an den Südtrakt angrenzende, zunächst drei Meter dicke westliche Schildmauer, die nach Aufkommen der Kanonen um eine vorgemauerte, gleich starke Verstärkung ergänzt wurde (deutlich sichtbare Fuge), sodaß beide zusammen wie ein weiterer, etwa quadratischer Turm wirken, obwohl es sich um eine massive Konstruktion ohne Innenräume handelt. #D#er nordwestliche Teil der Burg fiel 1780 einem Bergrutsch zum Opfer, der gleichzeitig auch zur endgültigen Aufgabe der Burg führte.
Erhalten: fünfstöckiger Bergfried (nur das Mauerwerk), Bering der Hauptburg nach Osten und Süden einschließlich der den Südtrakt nach Osten und Westen sichernden Schildmauern, weitere Gebäudereste in der Hauptburg, Ringmauerreste der Vorburg.
Der Bergfried aus lagerhaft geschichteten regelmäßigen Hausteinen liegt in der NO-Ecke der Anlage. Er besitzt lange Ecksteine mit Bossen und präzisem Kantenschlag.
Form:
quadratisch
Grundfläche:
8,30 x 8,30 m
(max.) Mauerstärke:
2,00 m
Besitzer
Angaben ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Herren von Ramosch
als Erbauer
Herren von Ramosch
bis 1367, als Herzog Leopold von Österreich das Lehen wegen eines Brudermordes durch einen der letzten von Ramosch aufhob
Herren von Matsch
1367 belehnt durch Herzog Leopold von Österreich
umstritten zwischen den Herren von Matsch und dem Churer Bischof
ab 1394
Bischof von Chur
Burgherr endgültig ab 1421, bis zur Preisgabe 1780 und rechtlich bis zur Säkularisation durch den Reichsdeputationshauptschluß von 1803
Bank Tönduri
bis Anfang 20. Jh.
Nationalrat Jon Vonmoos–Tognoni
Anfang 20. Jh. Kauf
Uorschla Müller–Vonmoos
bis 2001
Fundaziun Tschanüff
Verein 2001 zur Erhaltung der Burg gegründet
Historie
um 957
(nach dendrochronologischen Untersuchungen) für die Herren von Ramosch errichtet
10. Jh.
archäologisch nachgewiesene Anfänge der Burg mit später abgerissenem erstem Bergfried auf dem höchsten Hügelpunkt
12. Jh.
erste schriftliche Erwähnung der Herren von Ramosch/Remüs
1256
erste schriftliche Erwähnung der Burg (Erlaubnis zum Burgbau – in Wirklichkeit wohl Erweiterung bzw. Neubau der bereits bestehenden Anlage)
1300–ca.1500
mehrfache Aus- und Umbauten
1395
Besetzung und Plünderung der inzwischen bischöflichen Burg durch die früheren Besitzer, den Herren von Matsch
1421
endgültige Lösung der Streitigkeiten um die Burg zwischen dem Bischof von Chur und den Herren von Matsch zugunsten des Bischofs
1468
kurzzeitige Besetzung durch Gotteshausleute-Bewegung ohne größere Schäden
1475
im Hennenkrieg durch österreichische Truppen zerstört
1499
im Schwabenkrieg durch eigene Besatzung in Brand gesetzt, um die Kaiserlichen an einer Nutzung zu hindern, anschließend repariert, bischöflicher Verwaltungssitz
nach 1529
Tchanüff gehört zu den wenigen dem Bistum Chur verbliebenen Gütern, der größte übrige Teil des einst ausgedehnten bischöflichen Territoriums war bereits säkularisiert
1565
Plünderung und Brand während eines Aufstands, Aufständische anschließend zu Wiederaufbau gezwungen
1622
Burg durch Glaruser Truppen niedergebrannt, anschließend notdürftig als weiterhin bischöflicher Verwaltungssitz renoviert
1740
die Burg wird als äußerlich intakt, innen jedoch in schlechtem Zustand beschrieben
1780
Bergrutsch reißt den nordwestlichen Burgteil ins Tal, Burg wird aufgegeben
bis 1803
Ernennungsort des Landammanns des Gerichts Ramosch
seit 2003
schrittweise Sanierungsmaßnahmen durch den Verein Fundaziun Tschanüff mit gleichzeitiger archäologischer Untersuchung
2018
Abschluss von Sanierungsarbeiten
Ansichten
Andreas Umbreit
Andreas Umbreit
Andreas Umbreit
Andreas Umbreit
Andreas Umbreit
Andreas Umbreit
Andreas Umbreit
Andreas Umbreit
Andreas Umbreit
Objekte im Umkreis von 5 Kilometern
Name
Ort
Art
Distanz (km)
Bild
Wohnturm Sent
Sent
3.76
Quellen und Literatur
Meyer, Werner / Clavadetscher, Otto P.: Das Burgenbuch von Graubünden, (o.O.) 1984, ISBN 3-280-01319-4